8. DAN für Sepp Oberhollenzer

8. Dan für Gmünder Jiu-Jitsu-Großmeister

Unser Sensei Sepp hat den 8. DAN erhalten.

Sepp mit Danurkunde

Wir gratulieren zu diesem DAN Grad, du hast es verdient!

VON GEROLD BAUER
KAMPFKUNST. Das japanische Wort „Do“ bedeutet „Weg“. Gemeint ist zunächst der eigene Weg, den man beschreitet, um durch langjähriges Training seine Fähigkeiten in der Kampfkunst, aber auch die eigene Lebenseinstellung zu verbessern. Je länger ein Kampfkünstler diesen Weg beschreitet, desto mehr wächst er auch in die Rolle des Lehrers hinein, der andere Menschen auf ihrem „Weg“ begleitet. Und genauso war dies beim „Vater des Jiu Jitsu“ in Gmünd. Unzählige junge Leute haben bei ihm die traditionelle Kampfkunst der japanischen Ritter, das „Jiu Jitsu“, gelernt und sind dank seiner Anleitung mit der Zeit selbst zu Meister(innen) geworden.

Die Kampfkunstvereine auf dem Hardt, in Wetzgau, in Gschwend und in Schechingen sowie weitere tragen seine Handschrift. Darüber hinaus hat er sich international als Botschafter  der Kampfkünste ehrenamtlich engagiert und dazu beigetragen, dass sich Menschen aus ganz verschiedenen Teilen dieser Erde bei Seminaren oder Wettkämpfen kennenlernen durften. Seit vielen Jahren sorgt er mit seinem fachkundigen Auge, dem auch der kleinste Fehler in einer Bewegung nicht entgeht, als Kampfrichter beziehungsweise Jury-Mitglied bei großen Turnieren für eine gerechte Bewertung der antretenden Sportlerinnen und Sportler.
Dabei gilt seine Liebe nicht zuletzt den traditionellen japanischen Kodokan-Katas, in denen die Essenz des Judo und Jiu-Jitsu in anspruchsvollen Bewegungsabläufen definiert ist. Als Mitglied der Internationalen Regelkommission (IRC) hat er auch Einfluss auf die Regularien der Wettkämpfe bis hinauf zu den Weltspielen der Kampfkünste (World Martial Arts Games).

Über allem steht bei Oberhollenzer, der in Kürze bei sehr guter Gesundheit seinen 75. Geburtstag feiern kann, die übergeordnete Philosophie des „Budo“ (jap. „der Weg der Ritterlichkeit“). Es geht beim Erlernen der Techniken zwar auch um Perfektion im Hinblick auf praxistaugliche Selbstverteidigung und Wettkampferfolge, aber das Wichtigste von allem ist die Entwicklung der Persönlichkeit. Darin ist Oberhollenzer selbst ein Paradebeispiel. Denn während so manche sehr hoch graduierte Kampfkünstler „die Bodenhaftung“ verlieren, tritt er stets bescheiden auf und sieht eine hohe Graduierung eher als Verpflichtung, anderen mit dem eigenen Wissen zu dienen, als sich verehren zu lassen.

All diese Facetten in seiner Biographie haben das WMAC-Präsidium dazu bewogen, den Gmünder Sportpionier, der seit vielen Jahren den 7. Dan (rot-weißer Gürtel) trägt, nun mit dem 8. Dan (roter Gürtel) auszuzeichnen. Es ist die dritthöchste Graduierung, die es im Kampfsport überhaupt gibt, und nur sehr wenige Menschen erreichen diese Stufe. Denn  herausragende sportliche Fähigkeiten allein reichen bei weitem nicht für diese hohe Ehre. Vielmehr ist ein ganz besonderes, vorbildliches Auftreten dafür erforderlich.

Sein eigener „Weg“ begann als Jugendlicher in der Südtiroler Heimat, wo ihn sein Onkel, ein Polizeibeamter, mit der Kampfkunst Jiu Jitsu bekannt machte. Viele Jahre legte Oberhollenzer als erfolgreicher Skifahrer den Schwerpunkt jedoch auf den Wintersport. Erst als der junge Elektriker in den 70er Jahren aus beruflichen Gründen von Südtirol nach  Gmünd kam, wurde die Kampfkunst neben seiner Familie das prägende Element in seinem Leben. Dabei interessierte ihn stets die ganze Bandbreite der fernöstlichen Kampfstile. Bei Rolf Grimm begann er mit dem Judo-Training und lernte bei Georg Kampitsas Taekwondo sowie Klaus-Dieter Schira Karate und dann schließlich Jiu-Jitsu. Zusammen mit dem Polizeibeamten Hermann Behringer aus Schönhardt machte er diese Kampfkunst zur festen Größe in Gmünd.

Schnell wurde man auch bei der deutschen Sektion der World Ju-Jitsu-Federation  (WJJF) auf das besondere Talent des Gmünders aufmerksam. Der legendäre Ausbilder der Bereitschaftspolizei in Göppingen, Sieghard Weiß (9. Dan), nahm Sepp Oberhollenzer quasi unter seine Fittiche. Mit steigender Graduierung übernahm Oberhollenzer auch Führungsaufgaben im Präsidium des Verbands und organisierte als Kata- Referent internationale Lehrgänge und Meisterschaften in Gmünd. Weil er von seinen Schülerinnen und Schülern die gleiche  Disziplin und Zuverlässigkeit erwartete, die ihn auch selbst auszeichnete, hatten von ihm und seinem Team ausgerichtete Veranstaltungen sehr bald einen sehr guten Ruf in der Kampfkunstwelt. Schließlich wurde er Präsident der deutschen Sektion und später Ehrenpräsident sowie in der WJJF auf  eltebene der für ganz Europa zuständig Vize-Präsident.

Parallel dazu engagierte sich der Gmünder im World Martial Arts Committee und etablierte dort die traditionellen japanischen Paar-Katas als internationale Wettkampfdisziplin. Als sich die World-Ju-Jitsu-Federation auf Weltebene in verschiedene Lager spaltete, ging Oberhollenzer seinen eigenen Weg und konzentrierte sich in erster Linie auf die Tätigkeit im World Martial Arts Committee, wo sein immenses Fachwissen und seine sehr besonnene und auf Ausgleich statt auf Konfrontation bedachte Art besonders geschätzt wird. Diese Wertschätzung drückte sich nun in der Verleihung des 8. Dan aus – überreicht durch den WMAC-Präsidenten Harald Folladori aus Österreich im  Rahmen der World-Games-Eröffnungsfeier.

 

Wir danken Gerold Bauer für die Überlassung des Textes.

www.remszeitung.de

Zurück